Eine weitere Studie zur Sanierung des Strandbades Müggelsee –
Ein wirtschaftlich wichtiger Baukörper soll abgerissen werden!
20.000 Euro - So viel hat die neue „Machbarbeitsstudie zur touristischen Inwertsetzung“ des Strandbades Müggelsee gekostet. In Auftrag gegeben vom Bezirksamt Treptow-Köpenick, bezahlt vom Berliner Senat, erarbeitet von der dwif-Consulting GmbH, der Öffentlichkeit vorgestellt am 12.2.2016 im Rathaus Köpenick. Bringt die neue Studie neue Erkenntnisse?
Die Ergebnisse sind schnell zusammengefasst:
- Das Strandbad muss weiterhin gemeinwohlorientiert und
kostenfrei bleiben.
- Im Strandbadgebäude könnte eine Tagestagungs- und
Bildungsstätte ihren Ort finden, betrieben durch einen
gemeinnützigen Bildungsträger, zusätzlich: Event- und
Tagungsgeschäft.
- Das Saunagebäude soll zu einer Strandsauna entwickelt
werden.
- Die ehemalige Großgaststätte („Würfel“ (1))
wird abgerissen; stattdessen könnten hier ein Wasserspielplatz, ein
Parkplatz oder ein neues Gebäude als Ergänzungsmodul zur
Tagungsstätte entstehen. (2)
Das sind die wesentlichen -
dürftigen - Ergebnisse der Studie. Kosten: 20.000 Euro. Kein
„Management Summary“, keine Kombination aus „einem sog. 'Top
Down-' und einem 'Bottom Up-Ansatz'“ oder sonstige Anglizismen
helfen, sie zu erhöhen. Punkte 1 und 2 sind nicht unbedingt neu bzw.
naheliegend. Eine Bildungsstätte einzurichten ist zwar eine gute
Idee, aber der verfügbare Platz ist im Strandbadgebäude für ein
derartiges Vorhaben zu knapp, müssen doch dort auch noch die
sanitären Anlagen, die Technik, Imbiss, Verkaufsstände
untergebracht werden. Und was folgt auf den Abriss des „Würfels“?
Wie bereits oben erwähnt, hatte die Planungsgruppe um Dr. Feige
überraschende Einfälle, z.B. den, auf der Betonplatte des
abzureißenden Gebäudes einen Wasserspielplatz einzurichten! Dieser
Vorschlag sollte hier, direkt am Müggelsee, jeden Strandbadnutzer in
Erstaunen versetzen und lässt auf ein kurzweiliges Brainstorming der
Planenden in entspannter Atmosphäre schließen. Zudem erinnern sich
die Leser des „Rahnsdorfer Echos“ vielleicht, dass unser Verein
„Bürger für Rahnsdorf e.V.“ erst nach langem Kampf mit den
zuständigen Behörden hier in der Wasserschutzzone einen Spielplatz
einweihen konnte, und das nur, weil ein ehemals vorhandener
Spielplatz wiederhergestellt werden sollte.
Eine wichtige Erkenntnis hat die Studie allerdings doch gebracht:
Das Bezirksamt bleibt auf den Kosten sitzen. „Eine Kostendeckung
ist für den Bezirk nicht erreichbar.“ Kosten für den Bezirk: Ca.
375.000 – 400.000 Euro p.a. (ohne Verwaltungskosten). Ein
Trösterli haben die Projektplaner aber dann doch noch dem Bezirksamt
zu bieten: „Crowdfunding“ unterteilt in „Crowd-Donation“ und
„Crowd-Sponsering“ soll die Probleme lösen. Hört sich gut an.Eine wirtschaftliche Nutzung sei nicht zu erreichen, so die Planer der dwif-Consulting GmbH.
Und weil es bisher noch kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept gegeben habe, habe es auch noch keinen Investor gegeben. Diese Behauptung ist jedoch falsch. Nicht nur Leser des „Rahnsdorfer Echos“ wissen, dass bereits im Jahre 2010 ein überzeugendes Konzept für die Sanierung, Entwicklung, Nutzung und Bewirtschaftung des Strandbadareals vorgelegen hat, das sich Ende 2011 kurz vor seiner Umsetzung befand.
Zur Erinnerung: Im Jahre 2010 stellte sich Herr Kühne (Kühne Pool & Wellness Technik GmbH) dem Bezirksamt als Investor zur Verfügung. Auf Initiative des „Runden Tisches“ (3) hin hatten er und sein Planungsteam gemeinsam mit der Planungsgruppe des Architekten Wolff und sechs weiteren Ingenieurbüros, unter Mitarbeit des „Runden Tisches“ in zweijähriger Arbeit ein Konzept zur Sanierung, Entwicklung, Nutzung und Bewirtschaftung des Areals Strandbad Müggelsee entwickelt (4 ). Am 15.3.2011 fasste das Bezirksamt Treptow-Köpenick den Beschluss, dieses - auch vom Verein „Bürger für Rahnsdorf“ favorisierte - Konzept umzusetzen. In einem Brief vom 4.4.2011 gratulierte der damalige stellvertretende Bürgermeister und Bezirksstadtrat Schneider den Herren Kühne und Wolff, bedankte sich für das „gute und tragfähige Konzept“, wünschte „uns gemeinsam eine sehr gute Zusammenarbeit“ und freute sich „auf die bereits telefonisch verabredeten Vertragsverhandlungen“(5). Daraufhin plante Herr Kühne diverse Aktivitäten, die er im Strandbad durchführen wollte. Leider bekam er von Seiten des Bezirksamtes (Bezirksbürgermeisterin war damals Frau Schöttler) nicht die versprochene Unterstützung. Anträge auf Durchführung von Veranstaltungen blieben unbeantwortet oder wurden mit zu großer Verzögerung bearbeitet. Als Herr Kühne dann Ende des Jahres 2011(!) seine bereits verkauften Eintrittskarten für die Silvesterveranstaltung zurückgeben musste, weil eine letzte Genehmigung auf sich warten ließ, und es dann auch noch hieß, das Projekt Strandbad müsse europaweit ausgeschrieben werden, teilte er am 3.1.2012 dem Bezirksbürgermeister Igel (Bürgermeister seit dem 27.10.2011) mit, dass er nicht mehr als Investor zur Verfügung stehen werde. Anträge auf Durchführung von Veranstaltungen seien unbeantwortet geblieben und vom Bezirksamt gefällte Entscheidungen seien plötzlich revidiert worden.
Mittlerweile hat sich die Situation geändert. Es bedarf keines Investors mehr. 8 Millionen stehen zur Verfügung. Eine große Chance, das Konzept von Kühne/Wolff umzusetzen. Ein Konzept, das wegen seiner vielfältigen Angebote bereits 2010 auf breite Zustimmung und allgemeine Begeisterung bei Anwohnern und Politikern stieß, s.dazu: www.strandbad-mueggelsee.de. Es beinhaltet:
1. Strandbad
- denkmalgerechte Sanierung des Strandbadgebäudes in Verbindung mit energieeffizienten Technologien
- unentgeltlicher Badebetrieb
- ganzjährige Nutzbarkeit des Areals
- Aufrechterhaltung der Zugänglichkeit zum Müggelsee
- attraktivere Rad- und Wanderwege
- Verschönerung der Uferlandschaft
- Schaffung von Arbeitsplätzen
- Durchführung von Veranstaltungen
- attraktiver Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen
- Wiederherstellung des dreiteiligen Haupteinganges nach altem
Vorbild
- Büro für Haustechnik
- Küche für den Biergarten (s. Punkt 6)
3. Strandbadgebäude
- Westflügel:
Umkleide /Sanitär, kostenfreie Räume für Öffentlichkeit/Vereine/Schulen
- Terrasse auf dem Westflügel:
Freifläche, Stühle, Bänke für
Picknick ohne Bewirtschaftung
- Ostflügel:
- Terrasse auf dem Ostflügel:
- Mittlerer Gebäudebereich (Bogen):
- Wiederherstellung der beiden „Pilze“, die sich
ehemals auf der Terrasse befanden,
einer mit Fahrstuhl (Barrierefreiheit) und Nutzung als Bar nach
altem Vorbild
- Technikzentrale
- Lager
- Parkfläche
5. Saunagebäude
- Untergeschoss:
Sauna im Innen- und Außenbereich mit Ruheraum, offenem
Kamin; verschiedene Saunen und Dampfbäder
- Obergeschoss:
Arztpraxen sowie
Anwendungsräume (Kosmetik, Massage, Physiotherapie, Medical
Wellness)
- Ganzjahresbetrieb
- das Saunagebäude wird unterirdisch verbunden mit dem Wellness-Bereich im ehemaligen „Würfel“ und dem Fitnessbereich im Ostflügel des Strandbadgebäudes
Biergarten zwischen Haupteingang und
„Würfel“ (straßenseitig) mit einfacher Küche für Radfahrer
und Spaziergänger
Der „Würfel“, der zu DDR-Zeiten als freitragende Halle erbaut worden war und dessen Bausubstanz noch immer intakt ist, wird seeseitig verglast und erhält vielfältige Funktionen:
- Schwimmbad und Spa mit Bar, Innenbecken und ganzjährig
beheiztes Außenbecken auf einem Teil der jetzigen Terrasse (s.
Abbildungen)
- Whirlpools
- Liegebereich im Innen- und Außenbereich
- Kinderplanschbecken mit Rutsche
- Fitnessstudio/Tanzstudio
- Medical Wellness
- Kursangebot im Innen- und Außenbereich, z.B. Joga und
Pilates am Strand usw.
- Restaurant mit Innen- und Außenbereich sowie einer Bar auf dem Sonnendeck, Ausgang zum Biergarten (Sommerbetrieb)
Anmerkungen:
(1) Das würfelartige Gebäude,
das neben dem Haupteingang in seinem jetzigen schmutzigen
„Schweinchenrosa“ nicht gerade schön anzusehen ist, gehört
nicht zum denkmalgeschützten Bereich des Strandbades. Zu DDR-Zeiten
als freitragende Halle erbaut war es eine beliebte Großgaststätte.
Später wurde das Gebäude als Disco genutzt, geriet in Verruf und
wurde geschlossen. Im folgenden Text wird dieses Gebäude als
„Würfel“ bezeichnet.
(2) entnommen der
Präsentation zur „Machbarkeitsstudie zur touristischen
Inwertsetzung des Strandbades
Müggelsee“, von Dr. Mathias Feige, Diana Ojo vom 12.2.2016,
Informationen im Internet:
http://www.dwif.de/news-events/news/item/machbarkeitsstudie-mueggelsee-
strategiekonzept.html
und
http://www.dwif.de/images/stories/pdf/2016/Machbarkeitsstudie_Mueggelsee_Bericht_dwif.pdf
(3) Der „Runde Tisch zwecks
Koordinierung vordringlicher Maßnahmen im ehemaligen Strandbad
Müggelsee mit dem Ziel, dort ein Sport und Erholungsareal Müggelsee
zu schaffen“ geht auf eine Initiative des Vereins „Bürger für
Rahnsdorf e.V.“ zurück und tagt seit 2008. Der Runde Tisch ist
maßgeblich daran beteiligt, dass nun 8 Millionen Euro für die
Sanierung und Entwicklung des Strandbadareals zur Verfügung stehen.
Der Verein „Bürger für Rahnsdorf e.V.“ kümmert sich sein 2006,
seit nunmehr 10 Jahren!, um die Sanierung und Weiterentwicklung des
Strandbades und treibt sie voran.
(4)
Informationen zum Konzept von Kühne/Wolff aus dem Jahr 2010 finden
Sie im Internet unter: www.strandbad-mueggelsee.de(5) entnommen dem Schreiben des damaligen Bezirksstadtrates Schneider vom 4.4.2011, gerichtet an die Herren Wolff und Kühne, betreff: "Strandbad Müggelsee, Auswahl eines privaten Betreibers zur weiteren Entwicklung"