Mittwoch, 15. Juni 2016

Eine weitere Studie zur Sanierung des Strandbades Müggelsee –

Ein wirtschaftlich wichtiger Baukörper soll abgerissen werden!



20.000 Euro - So viel hat die neue „Machbarbeitsstudie zur touristischen Inwertsetzung“ des Strandbades Müggelsee gekostet. In Auftrag gegeben vom Bezirksamt Treptow-Köpenick, bezahlt vom Berliner Senat, erarbeitet von der dwif-Consulting GmbH, der Öffentlichkeit vorgestellt am 12.2.2016 im Rathaus Köpenick. Bringt die neue Studie neue Erkenntnisse?
Die Ergebnisse sind schnell zusammengefasst:
  1. Das Strandbad muss weiterhin gemeinwohlorientiert und kostenfrei bleiben.
  2. Im Strandbadgebäude könnte eine Tagestagungs- und Bildungsstätte ihren Ort finden, betrieben durch einen gemeinnützigen Bildungsträger, zusätzlich: Event- und Tagungsgeschäft.
  3. Das Saunagebäude soll zu einer Strandsauna entwickelt werden.
  4. Die ehemalige Großgaststätte („Würfel“ (1)) wird abgerissen; stattdessen könnten hier ein Wasserspielplatz, ein Parkplatz oder ein neues Gebäude als Ergänzungsmodul zur Tagungsstätte entstehen. (2)


Das sind die wesentlichen - dürftigen - Ergebnisse der Studie. Kosten: 20.000 Euro. Kein „Management Summary“, keine Kombination aus „einem sog. 'Top Down-' und einem 'Bottom Up-Ansatz'“ oder sonstige Anglizismen helfen, sie zu erhöhen. Punkte 1 und 2 sind nicht unbedingt neu bzw. naheliegend. Eine Bildungsstätte einzurichten ist zwar eine gute Idee, aber der verfügbare Platz ist im Strandbadgebäude für ein derartiges Vorhaben zu knapp, müssen doch dort auch noch die sanitären Anlagen, die Technik, Imbiss, Verkaufsstände untergebracht werden. Und was folgt auf den Abriss des „Würfels“? Wie bereits oben erwähnt, hatte die Planungsgruppe um Dr. Feige überraschende Einfälle, z.B. den, auf der Betonplatte des abzureißenden Gebäudes einen Wasserspielplatz einzurichten! Dieser Vorschlag sollte hier, direkt am Müggelsee, jeden Strandbadnutzer in Erstaunen versetzen und lässt auf ein kurzweiliges Brainstorming der Planenden in entspannter Atmosphäre schließen. Zudem erinnern sich die Leser des „Rahnsdorfer Echos“ vielleicht, dass unser Verein „Bürger für Rahnsdorf e.V.“ erst nach langem Kampf mit den zuständigen Behörden hier in der Wasserschutzzone einen Spielplatz einweihen konnte, und das nur, weil ein ehemals vorhandener Spielplatz wiederhergestellt werden sollte.
Eine wichtige Erkenntnis hat die Studie allerdings doch gebracht: Das Bezirksamt bleibt auf den Kosten sitzen. „Eine Kostendeckung ist für den Bezirk nicht erreichbar.“ Kosten für den Bezirk: Ca. 375.000 – 400.000 Euro p.a. (ohne Verwaltungskosten). Ein Trösterli haben die Projektplaner aber dann doch noch dem Bezirksamt zu bieten: „Crowdfunding“ unterteilt in „Crowd-Donation“ und „Crowd-Sponsering“ soll die Probleme lösen. Hört sich gut an.
Eine wirtschaftliche Nutzung sei nicht zu erreichen, so die Planer der dwif-Consulting GmbH.
Und weil es bisher noch kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept gegeben habe, habe es auch noch keinen Investor gegeben. Diese Behauptung ist jedoch falsch. Nicht nur Leser des „Rahnsdorfer Echos“ wissen, dass bereits im Jahre 2010 ein überzeugendes Konzept für die Sanierung, Entwicklung, Nutzung und Bewirtschaftung des Strandbadareals vorgelegen hat, das sich Ende 2011 kurz vor seiner Umsetzung befand.
Zur Erinnerung: Im Jahre 2010 stellte sich Herr Kühne (Kühne Pool & Wellness Technik GmbH) dem Bezirksamt als Investor zur Verfügung. Auf Initiative des „Runden Tisches“ (3) hin hatten er und sein Planungsteam gemeinsam mit der Planungsgruppe des Architekten Wolff und sechs weiteren Ingenieurbüros, unter Mitarbeit des „Runden Tisches“ in zweijähriger Arbeit ein Konzept zur Sanierung, Entwicklung, Nutzung und Bewirtschaftung des Areals Strandbad Müggelsee entwickelt (4 ). Am 15.3.2011 fasste das Bezirksamt Treptow-Köpenick den Beschluss, dieses - auch vom Verein „Bürger für Rahnsdorf“ favorisierte - Konzept umzusetzen. In einem Brief vom 4.4.2011 gratulierte der damalige stellvertretende Bürgermeister und Bezirksstadtrat Schneider den Herren Kühne und Wolff, bedankte sich für das „gute und tragfähige Konzept“, wünschte „uns gemeinsam eine sehr gute Zusammenarbeit“ und freute sich „auf die bereits telefonisch verabredeten Vertragsverhandlungen“(5). Daraufhin plante Herr Kühne diverse Aktivitäten, die er im Strandbad durchführen wollte. Leider bekam er von Seiten des Bezirksamtes (Bezirksbürgermeisterin war damals Frau Schöttler) nicht die versprochene Unterstützung. Anträge auf Durchführung von Veranstaltungen blieben unbeantwortet oder wurden mit zu großer Verzögerung bearbeitet. Als Herr Kühne dann Ende des Jahres 2011(!) seine bereits verkauften Eintrittskarten für die Silvesterveranstaltung zurückgeben musste, weil eine letzte Genehmigung auf sich warten ließ, und es dann auch noch hieß, das Projekt Strandbad müsse europaweit ausgeschrieben werden, teilte er am 3.1.2012 dem Bezirksbürgermeister Igel (Bürgermeister seit dem 27.10.2011) mit, dass er nicht mehr als Investor zur Verfügung stehen werde. Anträge auf Durchführung von Veranstaltungen seien unbeantwortet geblieben und vom Bezirksamt gefällte Entscheidungen seien plötzlich revidiert worden.
Mittlerweile hat sich die Situation geändert. Es bedarf keines Investors mehr. 8 Millionen stehen zur Verfügung. Eine große Chance, das Konzept von Kühne/Wolff umzusetzen. Ein Konzept, das wegen seiner vielfältigen Angebote bereits 2010 auf breite Zustimmung und allgemeine Begeisterung bei Anwohnern und Politikern stieß, s.dazu: www.strandbad-mueggelsee.de.  Es beinhaltet:


1. Strandbad
  • denkmalgerechte Sanierung des Strandbadgebäudes in Verbindung mit energieeffizienten Technologien
  • unentgeltlicher Badebetrieb
  • ganzjährige Nutzbarkeit des Areals
  • Aufrechterhaltung der Zugänglichkeit zum Müggelsee
  • attraktivere Rad- und Wanderwege
  • Verschönerung der Uferlandschaft
  • Schaffung von Arbeitsplätzen
  • Durchführung von Veranstaltungen
  • attraktiver Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen

2. Eingangsbereich
  • Wiederherstellung des dreiteiligen Haupteinganges nach altem Vorbild
  • Büro für Haustechnik
  • Küche für den Biergarten (s. Punkt 6)


3. Strandbadgebäude
  • Westflügel:
öffentlicher Waldkindergarten mit Innenbereich und Garten,
Umkleide /Sanitär, kostenfreie Räume für Öffentlichkeit/Vereine/Schulen
  • Terrasse auf dem Westflügel:
Freifläche, Stühle, Bänke für Picknick ohne Bewirtschaftung
  • Ostflügel:
Sport, Fitness
  • Terrasse auf dem Ostflügel:
Liegefläche für Gäste der Wellnessoase, Außenbecken des geplanten Schwimmbades der Bäderlandschaft im „Würfel“ (s. Punkt 7)
  • Mittlerer Gebäudebereich (Bogen):
Kaffee, Bistro, Lesestube, DRK, Technik
  • Wiederherstellung der beiden „Pilze“, die sich ehemals auf der Terrasse befanden, einer mit Fahrstuhl (Barrierefreiheit) und Nutzung als Bar nach altem Vorbild

4. Heizhaus
  • Technikzentrale
  • Lager
  • Parkfläche


5. Saunagebäude
  • Untergeschoss: Sauna im Innen- und Außenbereich mit Ruheraum, offenem Kamin; verschiedene Saunen und Dampfbäder
  • Obergeschoss: Arztpraxen sowie Anwendungsräume (Kosmetik, Massage, Physiotherapie, Medical Wellness)
  • Ganzjahresbetrieb
  • das Saunagebäude wird unterirdisch verbunden mit dem Wellness-Bereich im ehemaligen „Würfel“ und dem Fitnessbereich im Ostflügel des Strandbadgebäudes

6. Biergarten
Biergarten zwischen Haupteingang und „Würfel“ (straßenseitig) mit einfacher Küche für Radfahrer und Spaziergänger

7. „Würfel“ („ehemalige Großgaststätte“, „Disco“)
Der „Würfel“, der zu DDR-Zeiten als freitragende Halle erbaut worden war und dessen Bausubstanz noch immer intakt ist, wird seeseitig verglast und erhält vielfältige Funktionen:
  • Schwimmbad und Spa mit Bar, Innenbecken und ganzjährig beheiztes Außenbecken auf einem Teil der jetzigen Terrasse (s. Abbildungen)
  • Whirlpools
  • Liegebereich im Innen- und Außenbereich
  • Kinderplanschbecken mit Rutsche
  • Fitnessstudio/Tanzstudio
  • Medical Wellness
  • Kursangebot im Innen- und Außenbereich, z.B. Joga und Pilates am Strand usw.
  • Restaurant mit Innen- und Außenbereich sowie einer Bar auf dem Sonnendeck, Ausgang zum Biergarten (Sommerbetrieb)
Dieses stichpunktartig dargestellte Konzept von Kühne/Wolff besticht durch seine Logik, Transparenz und Attraktivität. Es kann aber nur dann realisiert werden, wenn der „Würfel“ als wesentliche Finanzquelle nicht abgerissen wird. Nur durch die Schaffung einer Wellnessoase mit Schwimmbad, Saunalandschaft und Restaurant in der ehemaligen Großgaststätte ( „Würfel“, Punkte 5 und 7)) wird die Wirtschaftlichkeit des gesamten Areals gesichert. Nur so kann der Bezirk vor hohen finanziellen Belastungen geschützt werden. Und das Strandbad Müggelsee könnte wieder ein attraktiver Anziehungspunkt für Anwohner und Touristen werden, ein „Leuchtturm“ Berlins, ganz im Sinne von Martin Wagner, Architekt, Baustadtrat und Bauherr des Strandbades: Dem Volke zum Wohle.


Anmerkungen:
(1) Das würfelartige Gebäude, das neben dem Haupteingang in seinem jetzigen schmutzigen „Schweinchenrosa“ nicht gerade schön anzusehen ist, gehört nicht zum denkmalgeschützten Bereich des Strandbades. Zu DDR-Zeiten als freitragende Halle erbaut war es eine beliebte Großgaststätte. Später wurde das Gebäude als Disco genutzt, geriet in Verruf und wurde geschlossen. Im folgenden Text wird dieses Gebäude als „Würfel“ bezeichnet.
(2) entnommen der Präsentation zur „Machbarkeitsstudie zur touristischen Inwertsetzung des Strandbades Müggelsee“, von Dr. Mathias Feige, Diana Ojo vom 12.2.2016, Informationen im Internet: http://www.dwif.de/news-events/news/item/machbarkeitsstudie-mueggelsee- strategiekonzept.html und http://www.dwif.de/images/stories/pdf/2016/Machbarkeitsstudie_Mueggelsee_Bericht_dwif.pdf
(3) Der „Runde Tisch zwecks Koordinierung vordringlicher Maßnahmen im ehemaligen Strandbad Müggelsee mit dem Ziel, dort ein Sport und Erholungsareal Müggelsee zu schaffen“ geht auf eine Initiative des Vereins „Bürger für Rahnsdorf e.V.“ zurück und tagt seit 2008. Der Runde Tisch ist maßgeblich daran beteiligt, dass nun 8 Millionen Euro für die Sanierung und Entwicklung des Strandbadareals zur Verfügung stehen. Der Verein „Bürger für Rahnsdorf e.V.“ kümmert sich sein 2006, seit nunmehr 10 Jahren!, um die Sanierung und Weiterentwicklung des Strandbades und treibt sie voran.
(4) Informationen zum Konzept von Kühne/Wolff aus dem Jahr 2010 finden Sie im Internet unter: www.strandbad-mueggelsee.de
(5) entnommen dem Schreiben des damaligen Bezirksstadtrates Schneider vom 4.4.2011, gerichtet an die Herren Wolff und Kühne, betreff: "Strandbad Müggelsee, Auswahl eines privaten Betreibers zur weiteren Entwicklung"
Monika Zimmer