Mittwoch, 18. Oktober 2017




Abriss der ehemaligen Großgaststätte („Disco-Würfel“) im Strandbad Müggelsee

Zum Wahrheitsgehalt der „Richtigstellung“ des Bezirksbürgermeisters von Treptow-Köpenick Oliver Igel



In der Ausgabe des „Kümmels Anzeiger“ vom 20.9.2017 hat Herr Igel Stellung bezogen zu der Kritik an seiner Entscheidung, den „Disco-Würfel“ im Strandbad Müggelsee abzureißen. Es überrascht uns nicht, dass Herr Igel - ähnlich wie auch andere unseriös agierende Politiker - mit seiner „Richtigstellung“ solche Bürger „hinters Licht“ zu führen versucht, die nicht mit Detailkenntnissen über die wahren Sachverhalte vertraut sind. Wir sehen uns daher veranlasst, der Igelschen „Richtigstellung“ entgegenzutreten.
In seiner „Richtigstellung“ führt Herr Igel aus: Bereits im Jahre 2008 habe das Bezirksamt ein Konzept beschlossen, in dem der Abbruch des „Disco-Würfels“ vorgesehen war. Die Wahrheit ist, dass drei Jahre später, im Jahre 2011, von Abriss des „Disco-Würfels“ keine Rede mehr war. Inzwischen hatte das Bezirksamt mit einem Investor Vertragsverhandlungen über ein neu entwickeltes Nutzungskonzept aufgenommen. Dieses sah eine wirtschaftlich tragfähige ganzjährige Nutzung unter vorrangiger Einbeziehung des „Disco-Würfels“ vor. Das Konzept war mit allen dafür zuständigen Fachbereichen des Senats und der Denkmalbehörden abgestimmt. Leider wurden die versprochenen Vertragsverhandlungen durch das Bezirksamt fast ein Jahr lang verschleppt, so dass sich der Investor Kühne trotz erheblicher finanzieller eigener Aufwendungen zum Rücktritt gezwungen sah. Anfang 2012 bemühte sich Herr Igel persönlich, Herrn Kühne als Investor wiederzugewinnen, was ihm jedoch nicht gelang. Es erscheint peinlich, dass Herr Igel sich an diese seine eigenen Bemühungen nicht mehr erinnert.
Herr Igel behauptet: „Der Bestandsschutz ist bereits durch den jahrelangen Leerstand entfallen.“ Das ermächtigte Herrn Igel jedoch in keinem Falle, die bauseitig nachweislich erhaltenswerte Halle („Disco-Würfel“) abzureißen, zumal sie bis zum Mai 2017 vom Bezirksamt als Lagerhalle für Bücherbestände, Möbel u.a. vergeben und genutzt worden war.
Herr Igel trägt vor, auch die zuständige Denkmalschutzbehörde habe den Abriss des „Disco-Würfels“ befürwortet. Uns gegenüber äußerten die beiden hauptamtlichen Vertreterinnen der Unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirksamtes am 1.11.2016, dass es ihre Aufgabe sei, nur denkmalgeschützte Gebäude bautechnisch zu untersuchen und zu bewerten.
Herr Igel erklärt, der Vorsitzende des ehrenamtlichen Bezirksdenkmalrates habe ihn mehrfach zum Abriss des „Disco-Würfels“ aufgefordert. Der Vorsitzende des Bezirksdenkmalrates Förster sollte wissen, dass zum Denkmalensemble gehörende Gebäude grundsätzlich nicht abgerissen werden dürfen.
Herr Igel schreibt, er habe 2016 gegenüber Bürgern erklärt, ein Schadstoffgutachten zum Gebäude abzuwarten und ggfs. über den Abriss neu zu entscheiden. Die Wahrheit ist, dass Herr Igel wiederholt - auch gegenüber der Presse - die Erarbeitung eines Baugutachtens und nicht die eines Schadstoffgutachtens versprochen hatte. Von dem Ergebnis des Baugutachtens wollte er die Entscheidung über den Abriss abhängig machen. Erst kurz vor dem begonnenen Abriss des „Disco-Würfels“ präsentierte er ein Schadstoffgutachten, das in keiner Weise den Abriss dieser unverwüstlichen Stahlbetonskelettkonstruktion rechtfertigt.
Herr Igel behauptet: „Bedauerlicherweise wurden die Mitglieder des Petitionsausschusses bei einem Ortstermin der Abgeordneten von Bürgern getäuscht, da diese den Abgeordneten bildhafte Darstellungen zur Nutzung des Strandbades vorlegten...“ Die Wahrheit ist: Bei den „bildhaften Darstellungen“ handelt es sich um das vom Bezirksamt im Jahre 2011 und von Herrn Igel persönlich im Jahre 2012 befürwortete Nutzungskonzept des Investors Kühne. Es zeugt von einer unfassbaren Arroganz des Bezirksbürgermeisters, den Parlamentariern des Abgeordnetenhauses eine solche Naivität zu unterstellen. Der Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses und weitere sachlich kompetente, renommierte Institutionen haben Bezirksbürgermeister Igel bereits vor Monaten schriftlich und unmissverständlich gebeten, den von ihm geplanten Abriss zu unterlassen.
Herr Igel behauptet, es habe keinen Investor gegeben, der den „Disco-Würfel“ sanieren und einer Nutzung zuführen wollte. Die Wahrheit ist: Im April 2017 haben wir Herrn Igel schriftlich angeboten, einen fachlich und finanziell geeigneten Betreiber und Investor für den bedarfsgemäßen Umbau des „Disco-Würfels“ vorzustellen. Trotz mehrfacher Erinnerung daran hat Herr Igel diese Chance ignoriert. Inzwischen ist bekannt, dass Herr Igel bereits Monate zuvor den Abriss des „Disco-Würfels“ vertraglich beauftragt und demzufolge kein Interesse mehr an einem Investor hatte.
Herr Igel behauptet, der an ihn gerichtete Vorwurf einer mangelnden Bürgerbeteiligung sei falsch. Leider haben unsere jahrelangen Erfahrungen gezeigt, dass Herr Igel unter Bürgerbeteiligung ausschließlich die Information der Bürger über seine bereits getroffenen Entscheidungen versteht. Die Erstellung von Baugutachten wird versprochen, aber nicht gehalten. Bürgerversammlungen werden versprochen, aber nicht durchgeführt.
Der engagierte Bürger ist unbequem!


Mitglieder des gemeinnützigen Vereins „Bürger für Rahnsdorf “ und seines „Rundes Tisches Strandbad Müggelsee“